19. Juni bis 18. Juli 2020 Photon Gallery, Zieglergasse 34, 1070 Wien
*Goran Bertok: Hunger
  • Die Eröffnung am 19. 6. wird den ganzen Tag während der normalen Öffnungszeit der Galerie verlaufen.

In bestimmten Grenzaspekten des Lebens und vor allem in seiner Vergänglichkeit offenbart Goran Bertoks fotografisches Werk eine erstaunliche Stimmigkeit in der Darstellung des menschlichen Körpers. Während er sich in seinen frühen Jahren auf die Schaffung von arrangierten Szenen mit Motiven unkonventioneller sexueller Praktiken, insbesondere im Bereich des Sadomasochismus (Serien Omen, Stigmata usw.), konzentrierte, wandte er sich später einer radikaleren Erforschung der Körperlichkeit zu. Dies führte ihn bald zum ultimativen Thema – dem physischen Tod, dem er einen Großteil seiner Arbeit widmete, sowohl durch die direkte visuelle Konfrontation mit verwesenden Körpern (PostMortem, Besucher) als auch durch Porträts derjenigen, die die unmittelbare Nähe zum Tod erlebten (Überlebende). Indem er den Körper, der in greifbarer Nähe des Todes „weilt“, so darstellt, als unterhielte er eine „Liebesbeziehung“ zum Tod, setzt er in der Serie Hunger nahezu logisch in dieser Richtung fort. Die Serie handelt jedoch nicht vom klassischen Duell zwischen Eros und Thanatos. Während Thanatos dominiert, gibt es nicht viel Platz für Eros, weshalb man nur von der „Liebe zum Tod“ als der ultimativen Essenz des Materiellen sprechen kann.

Auch in seiner jüngsten Werkserie setzt sich Bertok mit der Vergänglichkeit des menschlichen Körpers auseinander, diesmal jedoch aus einer etwas anderen Perspektive. Er zeigt uns einen gequälten und erschöpften Körper, der die Folgen des extremen physischen und psychischen Verzichtes auf Nahrung trägt. Auch hier hinterfragt Bertok nicht die persönlichen, psychologischen oder sozialen Motive und Umstände, die das Subjekt seiner Darstellung zu einem solchen Zustand führten. Der Künstler vergleicht die Erfahrung der Magersucht mit anderen Grenzerfahrungen, sei es so genannte SM-Praktiken oder das Überleben unter extremen Bedingungen in Konzentrationslagern, mit denen er sich in seinen früheren Projekten und Fotoserien auseinandersetzte.



Foto: Goran Bertok: Hunger, 2019

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