Bei der diesjährigen viennacontemporary stellt sich die Galerie Škuc mit einem Dialog dreier verschiedener Kunstpraktiken vor, die allerdings ein gemeinsames Interesse für die Fragen von Raum und Architektur teilen. Das besondere Malerei-Idiom von Miha Štrukelj, die raumspezifischen Installationen von Matej Andraž Vogrinčič und die medial vielseitigen Projekte von Jasmina Cibic wurden aufgrund ihres Bezuges zu Architektur und urbanen Landschaften zu einer gemeinsamen Aufstellung auf der viennacontemporary zusammengefügt.
Miha Štrukelj ist einer der bekanntesten slowenischen Maler, der das Land unter anderem bei der Biennale in Venedig repräsentierte, und baut seine Arbeit auf den Strategien der Dekonstruktion auf. Sein Ausgangspunkt ist stets ein medial vermitteltes Bild, niemals ein der Natur entnommenes „Motiv“ selbst. Er unterzieht diese Motive einer Dissektion, jedoch nur, um sie durch komplexe Netzstrukturen zurückzurufen, durch die er mehr als nur die erwarteten Inhalte auf die Leinwand bannt. Der Moment, der bei der diesjährigen Messe ausgestellt wird, ist seine Verbundenheit mit dem Bild der urbanen Landschaft, die durch ihr komplexes Netz aus Linien und Einschüben zur Metapher eines vereinsamten Individuums wird, eines dezentrierten Subjekts der Postmoderne.
Matej Andraž Vogrinčič beschäftigt sich in seinen raumspezifischen Installationen mit der Reartikulation räumlicher Verhältnisse. Er verwendet stets den Moment des Lokalen, um über das Universale zu sprechen, weswegen sein Interesse für den Raum eine recht ontologische Beschreibung zulässt. Sowohl in der Architektur als auch in der urbanen Landschaft oder der humanisierten Natur konzentriert er sich auf die menschliche Anwesenheit in der Natur und auf die Bedeutungen, die aus unserer Erfahrung mit dem Raum resultieren. Diesmal werden jene seiner Arbeiten vorgestellt, die die urbane Umgebung im Fokus haben, und es wird versucht, den subtilen, zugleich aber bissigen Humor zu unterstreichen, den der Künstler bei der Erforschung der menschlichen Inbesitznahme und Sinngebung des Raumes einsetzt.
Vor allem in der Dimension der Dekonstruktion von modernistischer und moderner Architektur überschneidet sich das Werk von Jasmin Cibic mit den Strategien von Štrukelj und Vogrinčič. Ihre formalen und konzeptuellen Analysen der Mechanismen von Skizzierung und Definition des Raumes durch die Architektur finden in verschiedenen Medien von Fotografien und Videos über Skulpturen und Collagen bis hin zu Installationen statt, jedoch stets mit einem starken Bewusstsein für das ideologische Netz, das sie zu lichten versucht. Von Augés Nicht-Orten hin zu den großen architektonischen Meisterwerken des Modernismus basiert Cibic’ Arbeit in großem Maße auf der Forschung, zugleich ist sie bei der Materialisierung der Forschungsergebnisse durch die verschiedenen Medien an den Tag äußerst präzise, was oft in Installationen ganzheitlicher Kunstwerke resultiert.
Obwohl sie sich in Zugang und Artikulation unterscheiden, beschäftigen sich alle drei KünstlerInnen, mit denen sich Škuc bei der diesjährigen viennacontemporary vorstellt, mit dem Raum als Schlachtfeld der Bedeutungsschaffung, auf dem verschiedene Sichtweisen und ideologische Agenden aufeinandertreffen. Ihre Reflexionen über Architektur und Raum bieten somit ein effektives Werkzeug zur Analyse von Politiken des Raums und der Subversion hegemonischer Raumparadigmen. Die Auswahl der KünstlerInnen ist auch der Tatsache geschuldet, dass es sich um starke RepräsentantInnen der dritten und zweiten Generation handelt, die auch über die Grenzen Sloweniens hinweg bekannt und erfolgreich sind. Darüber hinaus haben vergangene Messeerfahrungen gezeigt, dass die Arbeiten von Cibic und Vogrinčič bei österreichischen SammlerInnen sehr beliebt sind, während seine Ausstellungsaktivitäten Štrukelj in Österreich mit Sicherheit zu einem höheren Bekanntheitsgrad verhelfen werden.