Scharfzüngig und selbstironisch spielt der schwule slowenische Autor und Aktivist Brane Mozetič im zweiten Band seiner Banalien mit Klischees, Konventionen und Erwartungen. Die Prosagedichte erzählen von Gedächtnislücken, Lasten der Vergangenheit und meist düsteren Kindheitserinnerungen, von Problemen des Alterns und nicht zuletzt von den dichterischen Selbstzweifeln jemandes, dem von hoher Poesie schlecht wird. Andererseits: Kritiker erkennen in seinem Umschwenken „von Gedichten für Schwule auf Gedichte für Hunde“ eine Weiterentwicklung. Die persönlichen Bekenntnisse des lyrischen Sprechers, der es vielfach darauf anlegt, mit der Person des Autors identifiziert zu werden, wachsen aus den Schnittstellen von Intimem, Öffentlichem und Alltäglichem. Sie zeigen eine Welt, die dem Menschen immer weniger Freiraum, immer weniger Luft zum Atmen lässt.

Brane Mozetič, geboren 1958 in Ljubljana. Lyriker, Prosaist, Essayist und Übersetzer (Rimbaud, Genet, Foucault u. a.). Redakteur der Schwulenzeitschrift Revolver (1990–1997). Herausgeber queerer Literaturanthologien sowie von Beiträgen zur slowenischen Nicht-Hetero-Geschichte. Leiter des Zentrums für slowenische Literatur sowie Redakteur der Buchreihen Aleph und Lambda, Mitbegründer und Programmdirektor des slowenischen Schwulenund Lesben-Film-Festivals. Mozetič hat zahlreiche Lyrikbände, eine Prosasammlung und zwei Romane veröffentlicht, außerdem in letzter Zeit Literatur für Kinder. Für den Gedichtband Banalije wurde er 2003 mit dem Simon-Jenko-Preis ausgezeichnet. Er wurde in über zwanzig Sprachen übersetzt. Auf Deutsch liegen die Romane Schattenengel (2001) und Die verlorene Geschichte (2006) sowie die Lyrikbände Schmetterlinge (2008) und Banalien (2010) vor.

Leseecke