8. Juni bis 23. Juli 2016 Ausstellungseröffnung am 8. Juni um 19 Uhr Brotfabrik, 1100 Wien
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MELANGE

In einer zunehmend monokulturellen Kunstlandschaft erscheinen Vereine, die von Künstlern betrieben und geleitet werden, anachronistisch. Die streifenfreie Präsentation von Kunst als leichtfasslicher Leitfaden fürs moderne Sinnsuchen ist Resultat der Vereinheitlichung von Kunstmarkt, Kritik und beflissenen Sammlern, die einem geneigten Publikum intellektuelle Krücken zum Verständnis ihrer Auffassung von Kunst als Handreichung vorlegen.

Die Intention der Künstler verschwindet meist hinter diesen Vorgaben, der Produzent ist zum schieren Handlanger eines von Geldmacht und Kulturpolitik bestimmten Umfeldes geworden. So ist es nur folgerichtig, dass die Künstler ihr Erstgeburtsrecht zurückfordern und eine Gegenposition aufbauen müssen, wollen sie nicht völlig untergehen.

Vor diesem Hintergrund ist die Ausstellung MELANGE sowohl Programm als auch ein erster Schritt zu einer künftigen Zusammenarbeit von selbstverwalteten Künstlergruppen mit dem Ziel eines internationalen Netzwerks auf europäischer Ebene. MELANGE stellt absichtlich unterschiedliche künstlerische Positionen nebeneinander, um der einzelnen umso mehr die Ehre geben. Die Ausstellung begreift sich als kunstpolitisches Programm, das Künstler auffordert, in diesem Sinne für sich tätig werden. Künstler kuratieren Künstler-Kunst pur!

Es geht also vorrangig um die Erweiterung der Einflusssphären der freien Künstlerverbände. Die freien Vereine sollten ihre Kräfte bündeln und versuchen den Mechanismen des Kunstmarktes die koordinierten Aktivitäten der Produzenten von Kunst entgegenzusetzen.

IM ZEICHEN DES GEMEINSAMEN NENNERS

Zum deklarativen Auftritt einer Künstlergruppe aus Wien und München unter dem ursprünglichen Name MELANGE (2012 in White Box in München und in Künstlerhaus Wien 2014) gesellt dieses Jahr noch eine Gruppe aus Ljubljana dazu- 6 Mitglieder des Vereins der bildenden Künstler Ljubljana (DLUL). Unter dem umfangreicheren Titel des diesjährigen gemeinsamen Auftritts MELANGE EXPANDED- TRANSFORMATION DER WIRKLICHKEIT, zuerst in Wien, danach in Ljubljana (Ausstellungsraum des Vereins DLUL, Breg 22 und Kasematte auf der Burg von Ljubljana) denkt sicherlich auch der Partner aus Ljubljana auf gleiche Art und Weise, vor allem über eine größere, selbstständigere Rolle des Künstlers, dessen Eintritt auf die öffentliche Szene nicht nur auf das Postulat des Kunstmarktes, der tendenziösen Kritik und der einflussreichen Kunstsammler angewiesen sein sollte. Zugleich, wenn eine unabhängige Vereinsrolle im neuen slowenischen Staat aufs Neue geschaffen werden sollte, wird auch einem ähnlichen Trend in anderen Kulturräumen des heutigen Europas nachgegangen. Das heißt einerseits unabhängig von repressiven Maßstäben des liberalen Kapitalismus, andererseits in der Anerkennung der Koexistenz unterschiedlicher Segmente der visuellen Produktion- von relevanten klassischen bis hin zu so genannten neuen Medien. Sich mit der Krise in der modernen Kunst auseinanderzusetzen bedeutet noch nicht da als Ausweg nur ein Allround in allen andersartigen und vielfältigen Formen der visuellen Produktion zu suchen und anzuerkennen , das heißt einfach so querbeet, sondern unter ihnen bewusst nur diejenigen Leistungen gutzuheißen, die Tür und Tor in neue, relevante Themen der zeitgenössischen Kunst öffnen.

Aleksander Bassin

Foto: Korosec_Paola_Favorit_75x75x10cm_2014

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