1. bis 31. März 2020 Artist-in-Residence
Bratko Bibič (geb. 1957), der „Balg-Beißer“, „Zwiderwurz“, „Zertrümmerer“ oder „Ober-Madley“, wie ihn die Musikkritik gerne nennt, gehört seit den 1970ern zu den Pionieren der Befreiung des Akkordeons aus dem Korsett musikalischer Stereotype. Im offenen Raum zwischen Weltmusik, Minimalismus, Improvisation und Avantgarde tut er dies mit ausgeprägtem Wohlklang, jähen Disharmonien und abenteuerlichen rhythmischen Umbrüchen, die aus der für ihn typischen filmischen Narration hervorgehen. Seine paradoxerweise „einfache und komplexe, ernste und humorvolle, durchdachte und närrische“ Musik hegt und entwickelt Bibič von jeher mit den Formationen Begnagrad (SLO, 1976-1983), Nimal (SLO, CH, USA, 1987-1991), Accordion Tribe (SLO, SF, S, A, USA, 1995-2010), The Madleys (SLO, 1995-2015) und Otto Lechner & Die Wiener Ziehharmoniker (A, SLO, 2009 bis heute). Sowohl mit all diesen Gruppen als auch solo, in Duos oder mit Ad-hoc-Projekten gab er in Westeuropa, den USA, Kanada und Indien Konzerte in den verschiedensten Locations, vom Underground bis hin zu angesehenen Festival- und Kulturinstitutionen (Knitting Factory, New York City Town Hall, Chicago Symphony Orchestra Center, WDR Großer Sendesaal Köln, Wiener Konzerthaus, Bruckner Haus, Luxembourg Philharmonie, Kultur- und Kongresszentrum Luzern, Palace of Arts Budapest, Kölner Philharmonie, Bimhuis Amsterdam, MIDEM Cannes etc.). Bibičs Musik erschien auf dreizehn Tonträger(erst)pressungen in Slowenien, Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Österreich, zuletzt auf den Alben Kabinet čudes Brutka Bimbiča (Das Kuriositätenkabinett des Brutko Bimbič) von Bratko Bibič & The Madlyes & Gäste (SLO 2013) und Die Wiener Ziehharmoniker. Live im Metropol (A 2014) sowie in den Dokumentationen Accordion Tribe. Music Travels (CH, A 2004) und Harmonikarji (SLO 2005). Akademische Darstellungen und Analysen sehen ins als Grenzgänger der Akkordeonmusik: Ch. Wagner, Das Akkordeon oder die Erfindung der populären Musik (Schott, Mainz 2000), M. Jacobson, Squeeze This! A cultural History of the Accordion in America (University of Illinois Press 2012) und O. Djordjević, World Music in Serbia. Prvih 30 godina: 1982-2012 (World Music Association of Serbia, Belgrad, Oktober 2012). Bibič ist von jeher im Bereich des (Straßen-)Theaters, des modernen Tanzes, multimedialer Projekte, bei Filmproduktionen (Potujoči kino Bridka Bebiča, dt. Das Wanderkino des Bridko Bebič), in kulturpolitischem Aktivismus und Forschung (kulturelle Infrastruktur, Urbanismus) sowie in der Publizistik (zahlreiche Artikel und zwei Bücher: Hrup z Metelkove, dt. Lärm von der Metelkova, Ljubljana 2003; Harmonika za butalce, dt. Akkordeon für Schildbürger, Ljubljana 2014) künstlerisch tätig.

Foto: © Nada Zgank

In Residence